Wohnungsleerstände in Deutschland – Ausmaß – Wahrnehmung – Reaktionen
Ziel des im Auftrag der Wüstenrot Stiftung durchzuführende Forschungsprojektes war eine Systematisierung erfolgreicher und erprobter Strategien und Maßnahmen im Umgang mit Wohnungsleerständen in stark schrumpfenden Regionen Deutschlands. Auf Basis der statistischen Daten aus dem Zensus 2011 und der Prognosen des BBSR zur Leerstandsentwicklung erfolgte hierfür zunächst eine Typisierung der “Leerstandskommunen” hinsichtlich verschiedener Baualtersklassen/städtebaulicher Strukturtypen, Eigentümersituation und Lagen sowie eine Ermittlung der Kommunen mit den höchsten Wohnungsleerständen in den 13 Flächenländern. Die besonders von Leerständen betroffenen Kommunen wurden daraufhin im Rahmen von Fallstudien untersucht. Eine bundesweite Recherche von guten Lösungen im Umgang mit Wohnungsleerständen dient letztlich der Erstellung eines Werkzeugkastens zur Leerstandsbewältigung.
Mit den Ergebnissen des Zensus 2011 liegt erstmals eine vergleichbare statistische Erhebung von Wohnungsleerständen auf der Ebene der Städte und Gemeinden vor. Im Jahr 2011 standen demnach etwa 1,7 Mio. Wohnungen leer, vor allem in Schrumpfungsregionen sind Städte mit 15-20% leerstehenden Wohnungen keine Seltenheit. In Zukunft werden diese Werte in einigen Regionen auf bis zu 40% Leerstand im Mehrfamilienhausbestand ansteigen, wie eine aktuelle Untersuchung im Auftrag des BBSR prognostiziert. Leerstände sind besonders für stark schrumpfende Regionen in Ostdeutschland seit mehreren Jahren ein anerkanntes Thema für Stadtumbau und Kommunalpolitik. Vielerorts konnten auf Basis von Integrierten Stadtentwicklungskonzepten strukturelle Wohnungsleerstände reduziert und zugleich innerstädtische Lagen stabilisiert werden. Trotzdem verbleibt die Leerstandsrate auf einem vergleichsweise hohem Stand. Die Leerstände konzentrieren sich in den besonders betroffenen Städten in räumlich sehr verschiedenen Gebietskulissen: neben randstädtischen Großwohnsiedlungen oder ehemaligen Militärstandorten sind in vielen Orten auch zentral gelegene Gründerzeit- oder Altstadtlagen von zum Teil erheblichen Leerständen betroffen. Häufig stehen hier nicht nur einzelne Wohnungen leer sondern komplette Häuser. Von diesen Leerständen gehen negative städtebauliche Wirkungen auf angrenzende Bestände aus, die letztlich die Stabilität des gesamten Quartiers gefährden.
Eingebettet in das Forschungsprojekt „Wohnungsleerstände in Deutschland – Ausmaß – Wahrnehmung – Reaktionen“ soll die Situation in Rheinland-Pfalz eine gesonderte Betrachtung erfahren. Dies erfolgt im Rahmen einer vertiefenden Studie unter Berücksichtigung der spezifische Gemeindestruktur im Land. Ziel der Studie ist es, die Situation in den rheinland-pfälzischen Kommunen (Gesamtstadt und Quartiersebene) zu analysieren, um darauf aufbauend Empfehlungen für die Wohnungsbau- und Stadtentwicklungspolitik in Rheinland-Pfalz ableiten zu können. Methodisch erfolgt dies anhand von fünf rheinland-pfälzischen Modellkommunen. Hierfür werden fünf geeignete Kommunen unterschiedlicher Größe und Lage sowie unterschiedlichem demografischen Kontext ausgewählt. Die Erarbeitung dieser Fallstudien erfolgt mittels einer Bereisung der Kommune, Interviews mit Schlüsselpersonen sowie einer eigenständigen Ortsbegehung und der Dokumentation der Leerstandsituation. Zudem sollen eventuell vorhandene Konzepte und Planungen ausgewertet werden. Auf Grundlage dieser Analyse der Ausgangslage sowie der bisherigen Strategien im Umgang mit Wohnungsleerständen soll der im Rahmen des bundesweiten Forschungsprojekts erarbeitete Werkzeugkasten der Leerstandsbewältigung auf Anwendbarkeit auf Kommunen in Rheinland-Pfalz überprüft werden.
Info
Publikation
Fokus Wohnungsleerstand
Herausgegeben von der Wüstenrot Stiftung, 365 Seiten, Wüstenrot Stiftung, Ludwigsburg, 2017. ISBN 978-3-933249-38-8
Förderung
Forschungsprojekt im Auftrag der Wüstenrot Stiftung,
Förderung der Vertiefungsstudie durch das Ministerium der Finanzen des Landes Rheinland-Pfalz