Lehre am Fachgebiet Stadtumbau + Ortserneuerung
Lehrphilosophie
Stadterneuerung gestaltet den gebauten und gelebten Raum neu. Bestehende städtische Strukturen zu verändern setzt voraus, sich ausführlich mit der bestehenden Situation, der Geschichte des Ortes sowie seiner aktuellen Nutzung und (Dys-)Funktion zu beschäftigen. Die Erfahrungen und Standpunkte der Bewohnerschaft, Nutzerinnen und Nutzer, der Stadtverwaltung und der Politik sind wichtige Informationsquellen für uns Planende. Es ist notwendig diese Akteure frühzeitig in den Planungsprozess miteinzubeziehen: Von der aktiven Mitarbeit der verschiedenen Akteure hängt im Wesentlichen die spätere Realisierung ab. Ein zukunftsfähiger Entwurf oder ein Handlungskonzept, das Aussicht auf Umsetzung hat, muss in einen kommunikativen und kooperativen Prozess eingebunden sein – Bürgerbeteiligung ist darum unverzichtbar.
Unsere Lehre ist projektorientiert. Die Aufgaben ergeben sich auf konkrete Fragestellungen unserer Kooperationspartner, z. B. Kommunen oder Wohnungsbaugesellschaften. Die Auseinandersetzung mit einer konkreten und reellen Aufgabenstellung ist ein essentieller Bestandteil für die Vermittlung der Stadterneuerung. Die Studierenden bekommen so Einblicke in viele strategische Überlegungen zur Ausgestaltung eines Planungsprozesses: Welche Personen und Institutionen müssen angesprochen werden? Wer hat welches Fachwissen und welche Interessen? Wen bindet man wie und wann im Prozess mit ein?
Sie lernen in ihren Planungsprozessen eine Vielfalt von Methoden und Kommunikationsformaten anzuwenden. Zugleich vermitteln wir die Vielfalt an städtischen Strukturtypen, vom Dorfgebiet, zu Kleinstadt und über Innenstadtlagen zu Gründerzeitviertel bis hin zu Großwohnsiedlungen. Dabei variieren die Entwürfe in ihren Maßstäben: von gesamtstädtischen Konzepten bis hin zur konkreter Freiraumgestaltung. Folgende Kompetenzen vermitteln wir:
Die Studierenden trainieren den für die Stadtplanung notwendigen aufmerksamen und genauen Blick. Sie können die vielen verschiedenen Faktoren und Schichten, die die Eigenart eines Ortes ausmachen, aufspüren sowie Zusammenhänge erkennen und diese darstellen. Der Stadtraum wird als gelebter Raum erfahren und verstanden. Hierzu dient nicht nur die Bestandsaufnahme des physischen Raums, der Stadtgestalt, der Materialien und Ausstattungselemente, sondern auch die Aufnahme von Gebrauchsspuren, Beobachtung von Verhaltensweisen und die Abbildung subjektive Eindrücke wie z.B. Sicherheitsempfinden, Atmosphäre, Ästhetik – all dies flankiert von der Auswertung von Sozialdaten und Statistiken. Damit werden jedes Konzept und jeder Entwurf einzigartig.
Eine multiperspektivische Analyse gelingt vor allem dadurch, dass Planende mit der Brille der Nutzerinnen und Nutzer und der Bewohnerschaft auf einen Ort blicken. Die Studierenden können geeignete Formate und Methoden auswählen, um auf die Leute zuzugehen. Sie sind „sprachsensibel“ und können abhängig vom Vorwissen der Leute, mit denen sie zusammenarbeiten, eine angemessene Ausdruckweise finden. Sie können Beteiligungsprozesse so konzipieren, dass sie in zwei Richtungen kommunizieren: Sie informieren und sensibilisieren die Teilnehmenden für Fragen rund um das Aufgabengebiet, und als Planende erhalten sie wichtige Anregungen und Ideen für den Entwurf.
Als Stadtplaner setzen wir technisch funktionierende Entwürfe voraus. Die Studierenden denken in ihren Entwürfen aber auch über die Nutzerqualität und Raumwirkung ihrer Gestaltungsvorschläge nach. Dadurch, dass in der Analyse der Blick auf die Nutzungsvielfalt und -spuren des Alltagsgebrauchs gerichtet wird, setzen die Entwürfe einen Fokus auf die Perspektive der Nutzerinnen und Nutzer. Die Studierenden arbeiten auch mit atmosphärischen und illustrativen und narrativen Darstellungsarten.
Die Studierenden legen kreative und innovative Entwurfskonzepte vor und können eine Vielzahl von Personen damit überzeugen – sie setzen ihre fundierten Erkenntnisse aus der Analyse ein, um die Entwurfsideen zu erläutern und begründen. Die Entwurfsprämissen werden klar erkennbar vorgetragen, und somit sind die individuellen Positionen und Gestaltungsvorschläge für Außenstehende nachvollziehbar. Die Entwürfe der Studierenden haben eine Chance, umgesetzt zu werden. Die Projektpatnerinnen und -partner, Verwaltungen und Stadtpolitik können mit den Ergebnissen weiterarbeiten.